Vogelbeerschnaps
Vogelbeerschnaps – ein Genuss der besonderen Art
Die Vogelbeere ist eine Frucht, die meist wenig Beachtung findet. Ihr eilt ein zweifelhafter Ruf voraus und ihre kräftig-leuchtende Farbe scheint die Vorurteile zu unterstreichen. Dabei ist die Beere, die fast überall in Europa zu finden ist, nicht nur eine unersetzliche Nahrungsgrundlage für ihre Namensgeber und andere Tiere, sondern hat sogar eine heilende Wirkung, die schon bei den Germanen geschätzt wurde. Wer sie richtig zu behandeln weiß, macht aus der bitteren Frucht aromatische Köstlichkeiten, die einen geschmacklichen Ausflug der besonderen Art garantieren.
Egal ob in Form von Vogelbeergeist oder Vogelbeerbrand – die verschiedenen alkoholischen Spezialitäten aus der Frucht der Eberesche bestechen durch eine ungeahnte Marzipannote. Doch bis die kleinen, orangeleuchtenden Vogelbeeren, deren Inneres an kleine Äpfel erinnert, in dieser Form genossen werden können, ist es ein weiter Weg.
Der erste Frost macht’s – wie die Vogelbeere ihren Weg ins Glas findet
Roh gegessen schmecken die Früchte, dank der enthaltenen Parasorbinsäure, sehr bitter. Verschiedene Rezepte zeigen, dass diesem unliebsamen Geschmack durch Erhitzen entgegengewirkt werden kann. Es gibt aber eine weitere Möglichkeit, die sich Brennereien zu Nutze machen: Kälte statt Wärme – denn auch sie beseitigt den bitteren Eigengeschmack zuverlässig. So werden die Drosselbeeren, wie man sie ebenfalls nennt, erst im Spätherbst geerntet, sobald sich der erste Frost über sie gelegt hat. Und das reichlich, denn für einen Liter Vogelbeerbrand werden später über 70.000 Früchte benötigt.
Da die Beeren oftmals nicht genügend Zucker für die alkoholische Gärung enthalten, wird Vogelbeerenschnaps meist durch die sogenannte Mazeration gewonnen. Nach dem Waschen der Ernte verbringen die Vogelbeeren mehrere Wochen in Alkohol und geben ihren charakteristischen Geschmack an ihn ab. Vor der Abfüllung wird das edle Getränk gelagert – je nach Wahl des Behältnisses verändert sich der Geschmack des späteren Produktes. Diese Reifung – in Edelstahlbehältern, Holzfässern, Glasballons oder Steingut – dauert meist 2-4 Wochen, kann aber für besonders hochwertige Abfüllungen auch mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
Wann und wie trinkt man Vogelbeer-Schnaps?
Schnaps aus Vogelbeeren darf pur genossen werden und wird häufig zu einem guten Essen gereicht. Dabei empfiehlt sich, die edlen Tropfen im Schnapskelch statt im Stamperl zu servieren, für den perfekten Genuss ungekühlt bei einer Temperatur zwischen 17 und 20 °C oder auch bei etwas kühleren 14 bis 18 °C. Aufgrund der feinen, an Marzipan erinnernden Noten, eignet sich Vogelbeerschnaps auch hervorragend als Begleitung zum Dessert oder am Kaffeetisch zum Kuchen.
Vogelbeerschnaps kaufen – einige Empfehlungen
- Zweifelsohne ist die Fein-Brennerei Prinz vom österreichischen Ufer des Bodensees ganz vorne mit dabei, wenn es um den köstlichen Geschmack von Vogelbeerenschnaps geht. Die Destillate verbringen dort mehrere Jahre in Steingutbehältern, bevor sie den Weg in die Flasche finden. In einem Liter Prinz Hafele-Vogelbeer-Brand befindet sich das Beste aus über 70.000 Vogelbeeren. In seinem Geschmack entfalten sich die besonderen Noten der leuchtenden Frucht der Eberesche.
- Auch die Brennerei Dolomiti Alpenfeinkost überzeugt mit ihrer Schnapsherstellung aus der Drosselbeere: Für ihren Vogelbeerenbrand setzt sie auf das Einmaischen und anschließende Destillieren der kleinen Beeren. Durch die Entscheidung für dieses Verfahren wird der Weg der Vogelbeere in die Flasche außerordentlich anspruchsvoll – ein Umstand, der mit dem geringen Wasseranteil der Früchte zusammenhängt. Die Fruchtsäuren, die besonderen ätherischen Öle und die Gerbstoffe der gereiften Vogelbeeren machen die Maische dabei besonders gehaltvoll und bestimmen die Qualität des unter Kennern besonders beliebten Dolomiti Vogelbeer Edelbrand.
- Eine besondere Vogelbeeren-Schnaps-Spezialität aus dem höherpreisigen Regal ist der Vogelbeer Edelbrand „Vom ganz Guten“ der Destillerie Hämmerle. Dieser hochwertige Brand hat es bis in die Reihen der Spitzengastronomie geschafft. Auf höchstem Niveau besticht er vor allem durch seine typische Sorbus-Charakteristik und feine Fruchtnoten. Die Privatbrennerei kann sich ebenfalls auf eine lange Tradition berufen. Noch heute fühlt man sich dem Firmengründer Gebhard Hämmerle verpflichtet – Tropfen für Tropfen eine Kostbarkeit.
- Zweifach in Brennblasen aus Kupfer destilliert und bis zu drei Jahren im Steingutbehältern gereift ist der unfiltrierte Vogelbeerbrand der Destillerie Lantenhammer aus Hausham am Schliersee (etwa 50 Kilometer südöstlich von München). Nur erlesene Beeren aus kontrolliertem Anbau in Böhmen und Mähren werden für die Produktion in Betracht gezogen. Das Ergebnis ist ein feiner, eigensinniger Brand mit Nuancen von Blüten, dunklen Beeren und etwas Marzipan. Bereits im Jahre 1928 von Amalie und Josef Lantenhammer gegründet, wird das Unternehmen nun in dritter Generation geführt.