Lowland Whisky
Lowland Whisky – vom „Wash Act“ 1784 zur eigenen Whisky-Tradition
Früher gab es die für uns heute gängige Unterscheidung zwischen Lowlands und Highlands nicht. Geographisch liegen die Lowlands unterhalb der Highlands im Süden Schottlands, im Norden von der sogenannten „Highland Line“ begrenzt, die zwischen Edinburgh und Glasgow verläuft. Als 1784 der „Wash Act“ entschied, beide Gebiete zu trennen, konnte sich eine ganz eigene Basis der späteren Whiskyherstellung etablieren. Das ging sogar so weit, dass das Brennen in den Highlands erst 1823 legal wurde, während es in der Lowland-Region bereits vorher erlaubt war.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts konnten die Lowlands ganze 115 aktive Whisky-Brennereien verzeichnen. Heute sind, neben zahlreichen, industriell geprägten Grain-Brennereien, nur eine Handvoll Malt-Destillerien in diesem Gebiet übrig. Während bis vor kurzem tatsächlich nur noch drei davon aktiv waren, scheint sich die Lage inzwischen langsam zu erholen und es gibt in der Lowland-Whisky-Riege wieder mehr zu sehen und schmecken. Momentan produzieren die Destillerien Ailsa Bay, Annandale, Auchestoshan, Bladnoch, Daftmill und Glenkinchie, wobei meist Auchentoshan, Bladnoch und Glenkinchie als „die Großen“ gerühmt werden. Ursprünglich existierten zehn Lowland Single-Malt-Destillerien.
So wird Lowland Whisky hergestellt
Die üblichen Prozesse der schottischen Whiskyherstellung werden auch in der Lowland-Region angewandt, wobei man hier, nicht zuletzt aufgrund der Landschaftsbeschaffenheit, auf den Einsatz von Torf beim Mälzen weitgehend verzichtet. Teilweise kommt es vor, dass getorftes (rauchiges) Malz zugekauft wird, der rauchige Geschmack ist aber für Lowland Single Malt Whisky nicht typisch.
Anders als bei Scotch Whisky sonst üblich, wird in den Lowlands teilweise die eher in Irland gängige Dreifachdestillation angewandt – sie ist beispielsweise eines der Markenzeichen der Auchentoshan Distillery. Die Lagerung im klassischen Eichenfass muss bei Lowland Whisky, wie bei allen Scotch Whiskys, mindestens drei Jahre betragen. Meist geht man hier aber durchaus weiter und wartet 12 oder mehr Jahre, bis Ex-Sherry, Bourbon- oder andere Fässer ihre Aromen an den Single Malt Scotch Whisky abgegeben haben.
Wie schmeckt Lowland Whisky?
Lowland Scotch Whisky lässt sich primär als leicht, frisch, jung und süßlich bezeichnen – was ihn vor allem für Neulinge in der Welt des Scotch Whiskys interessant macht. Wegen des milden Charakters aus der dreifachen Destillation wird Lowland Whisky oft mit Irish Whiskey verglichen. Florale und leicht malzig-grasige Anklänge ergänzen den Charakter, im Abgang zeigen sich Lowland Malts häufig leicht trocken.
Für die Lowlands typische Whisky-Geschmacksnuancen sind: Gras, Honigwein, Sahne, Toffee, getoastetes Getreide und Zimt. Prägnant torfige Anklänge sucht man dagegen vergebens, weil die Region diesen nur begrenzt zur Verfügung stellt. Farblich zeigen sich Lowland-Whiskys eher hell. Da sich die meisten Brennereien weiter von der Küste entfernt befinden, sind sie kaum salzig.
Lowland Whisky richtig trinken
Die pure Verkostung gestaltet sich wie bei anderen Whiskys auch. Im Nosing-Glas bei Zimmertemperatur lässt sich die Aromenvielfalt am besten erkunden. Fast alle Lowland Whiskys eignen sich durch ihre Milde als Alltagswhiskys und können jederzeit als Sundowner pur genossen werden. Auch Gäste lassen sich mit Lowland Whisky gut verköstigen, selbst wenn sie bisher wenig Erfahrung mit Scotch Whisky haben.
Ein guter Lowland Single Malt Whisky läutet den Feierabend als Aperitif ein und begleitet am Wochenende mit geschmacklicher Eleganz den Kaffee oder das Dessert. Mit seinem fruchtig-floralen Charakter eignet sich Lowland Whisky auch hervorragend für den Genuss in einfachen Longdrinks und als spannende Alternative zu Bourbon oder Irish Whiskey harmonischen Whisky-Cocktails.
Lowland Whisky kaufen – diese Brennereien sollten Sie kennen:
- Auchentoshan Distillery: Einer der berühmtesten und beliebtesten Lowland Whiskys ist Auchentoshan 12 Jahre, ein Single-Malt, der in Ex-Bourbon- und Sherry-Oloroso-Fässern seine Aromenvielfalt von Mandeln, Crème brulee und Zitrusfrische ausbauen durfte. Auch dieser ist, typisch Auchentoshan, dreifach destilliert und dadurch besonders mild.
- Glenkinchie Distillery: Mehrfach ausgezeichnet ist der 12 Jahre gereifte Glenkinchie Whisky aus der namhaften Brennerei in der Nähe von Edinburgh. Der bernsteinfarbene Tropfen besticht mit einer blumigen Süße und würziger Vanille.
- Bladnoch Distillery: Einen typischen Lowland Single Malt Whisky finden Genießer im 11 Jahre alten Bladnoch, der in Bourbonfässern seinen vielschichtigen Charakter entwickeln durfte. Den Gaumen erwarten zahlreiche Nuancen, darunter fruchtiger Apfel, florale Veilchenanklänge und frische Zitrusspritzer.